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Allogene Blutstammzelltransplantation bei Patienten mit myelodysplastischen Syndromen

Autor: Prof. Dr. med. Martin Bornhäuser, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
Quellenangabe: Deutsches MDS-Forum - Dresden 2006
Stand: 27.11.2006

Für einige Patienten mit MDS stellt die allogene Blutstammzelltransplantation von einem HLA-kompatiblen verwandten oder unverwandten Spender die einzige Therapiemöglichkeit mit kurativem Ansatz dar. Aufgrund der Heterogenität der Erkrankung und dem mit der allogenen Transplantation einhergehendem Risiko bleibt die Entscheidung zur Transplantation in vielen Fällen eine individuelle.

Die Neuerungen im Bereich der dosisreduzierten Konditionierung sowie der medikamentösen Alternativmöglichkeiten haben das Forschungsfeld erheblich in Bewegung gebracht. Generell sollte bei jedem Patienten mit MDS und gutem Allgemeinzustand bis zum Alter von 70 Jahren die Differenzialindikation zur allogenen Transplantation zumindest besprochen werden um dann ggfs. die Suche nach einem potenziellen Stammzellspender zu initiieren. Neben vielen individuelle Faktoren sollte sich die Beratung dieser Patienten an einigen biologischen Faktoren orientieren: Bisher scheint v. a. bei Patienten mit höherem Progressionsrisiko, d.h. mit ungünstigem Karyotyp oder einem Blastenanteil im Knochenmark von > 5 Prozent eine primäre allogene Transplantation Erfolg versprechend. Bei anderen Patienten kann z. T. der Krankheitsverlauf noch weiter beobachtet werden bzw. auch eine medikamentöse Alternativtherapie in Erwägung gezogen werden. Trotz dieser generellen Empfehlung sollte besonders bei jüngeren Patienten mit ausgeprägten Zytopenien oder stark ansteigendem Transfusionsbedarf eine frühzeitige individualisierte Indikationsstellung erfolgen. Als Transplantatquelle kommen überwiegend periphere Blutstammzellen von verwandten und unverwandten Spendern, mit vergleichbaren Ergebnissen, zum Einsatz. Der Stellenwert der dosisreduzierten Konditionierung ist zwar nicht prospektiv vergleichend belegt, dennoch erscheint bei Patienten > 55 Jahre das transplantationsassoziierte Risiko mit diesen neuen Verfahren deutlich reduzierbar. Zwar wird dieser Vorteil durch das höhere Rückfallrisiko z. T. wett gemacht, dennoch ermöglicht die dosisreduzierte Konditionierung eine allogene Transplantation bis zum 70. Lebensjahr. Angesichts der noch bestehenden Unsicherheiten sollte generell die Transplantation innerhalb eines Studienprotokolls angestrebt werden. In wieweit eine vorhergehende Chemotherapie das Rezidivrisiko insbesondere nach dosisreduzierter Konditionierung minimieren kann, wird aktuell in Studien geprüft. Interessant werden in den kommenden Jahren auch Versuche sein, wenig toxische neue Substanzen nach Transplantation zur Prophylaxe bzw. präemptiven Therapie des Rezidivs einzusetzen.

Mit zunehmender Verbesserung der supportiven Möglichkeiten besteht die Hoffnung, dass durch Reduktion der therapieassoziierten Komplikationen, wie akute und chronische Graft-versus-Host Erkrankung, eine zunehmende Zahl von Patienten mit MDS langfristig durch eine allogene Blutstammzelltransplantation kuriert werden kann.



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