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Myelodysplastische Syndrome: Morphologie und Klassifikationen
Myelodysplastische Syndrome (MDS) sind erworbene klonale Stammzellerkrankungen, die durch normale bis erhöhte Zelldichte des Knochenmarks, unterschiedlich ausgeprägte Reifungsstörungen (Dysplasie) der hämatopoetischen Zellreihen, quantitative Veränderungen (im Regelfall Verminderungen) peripherer Blutzellen und erhöhtes Risiko akuter myeloischer Leukämien ("Präleukämien") charakterisiert sind.
Diagnostik und Subklassifikation der MDS waren seit Erstbeschreibung des Krankeitsbilds durch den englischen Pathologen Hamilton-Paterson einem steten Wandel unterworfen [Hamilton-Paterson JL 1949]. 1982 erarbeitete die French-Amerian-British (FAB) Cooperative Group erstmals verbindliche Kriterien für die Einteilung der MDS (FAB-Subklassifikation) und definierte anhand morphologischer Kriterien fünf Untergruppen, die als refraktäre Anämie mit oder ohne Ringsideroblasten (RA bzw. RARS), RA mit Blastenvermehrung (RAEB), RAEB in Transformation (RAEB/T) und chronische myelomonozytäre Leukämie (CMML) bezeichnet wurden [Bennett JM 1982].
Ein weiterer Kritikpunkt an der FAB-Klassifikation bestand in der nosologischen Stellung der CMML, die aufgrund ihrer klinischen und hämatologischen Besonderheiten (Splenomegalie, Leuko- und Monozytose, Verdrängungsmyelopathie als Pathomechanismus der Knochenmarkinsuffizienz) von einigen Autoren nicht als Sonderform eines MDS aufgefasst, sondern zur Gruppe der chronischen myeloproliferativen Erkrankungen gezählt wurde [Michaux JL 1993]. |
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