Deutsches MDS-Forum - Duisburg 2008
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Immunsuppression nach den Regeln der Kunst: Mehr Regel oder mehr Kunst?

Autor: Dr. Michael Stadler, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
Quellenangabe: 2. Deutsches MDS-Forum - Duisburg 2008
Stand: 15.11.2008

Immunsuppression ist ein nicht-kurativer Therapieansatz bei Patienten mit Myelodysplastischen Syndromen (MDS), der auf Verbesserung der Hämatopoese durch Aufhebung immunvermittelter Knochenmarksuppression zielt, analog der Situation bei der Aplastischen Anämie. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden weltweit mehr als 500 MDS-Patienten in retrospektiven Serien und prospektiven Phase-II- und -III-Studien immunsuppressiv behandelt, mit Ansprechraten von ca. 30 bis 40%. Eine kürzlich randomisierte Phase-III-Studie des Schweizerischen Arbeitskreises Krebstherapie (SAKK) und der Deutschen MDS-Studiengruppe etablierte klar überlegene Ansprechraten unter der Kombination von Antithymozyten-Globulin (ATG) und Cyclosporin A (CsA) im Vergleich zu alleiniger Supportivtherapie. Ein Überlebensvorteil für Ansprecher wurde durch Matched-Pair-Analyse sowie in großen retrospektiven Kohortenvergleichen gefunden. Dennoch bleiben noch Fragen offen: Welche immunsuppressive Therapie ist die beste? Gegenwärtig scheint ATG die wirksamste Einzelsubstanz in dieser Situation zu sein; der Beitrag von CsA ist unklar, und andere Immunsuppressiva wie der lösliche Tumor-Nekrose-Faktor(TNF)-α-Rezeptor oder anti-TNF-α-Antikörper sind weitgehend erfolglos geblieben. Ferner, können Responder bereits vor Behandlungsbeginn identifiziert werden? Gemäß retrospektiver Untersuchungen scheinen Alter, frühes MDS (sowohl bezüglich der Krankheitsdauer als auch bezüglich des medullären Blastenanteils), Knochenmark-Hypozellularität, HLA DRB1*15, und möglicherweise andere Faktoren ein Ansprechen vorherzusagen. Bis diese in einer künftigen Studie prospektiv evaluiert sein werden, scheint bei Immunsuppression für MDS noch eher die Kunst die Regel zu bleiben.



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