Deutsches MDS-Forum 2010 - Wo wir stehen & wohin wir gehen
Therapie bei Niedrigrisiko-MDSEPO und Co - die Hämatopoese im Visier der Zytokine
Das Zytokinnetzwerk spielt eine zentrale Rolle in der normalen und malignen Hämatopoiese. Dies trifft auch auf myelodysplastische Syndrome zu, auf Grund der Heterogenität der Erkrankung werden unterschiedliche Befunde über Ausmaß von Veränderungen im Zytokinmuster erhoben. Die ineffektive Hämatopoiese im Knochenmark kann mit erhöhten Zytokinspiegeln, aber auch gestörten Signaltransduktionswegen verbunden sein. Trotz dieser Veränderungen kann bei ausgesuchten Patientengruppen eine pharmakologische Therapie mit Zytokinen erfolgreich sein.
Erythropoietin (Epo) wird bereits seit langem bei MDS eingesetzt. Höhere Dosen als in der Tumoranämie müssen eingesetzt werden, Ansprechen wird nach 1-2 Monaten beobachtet, längere Gabe kann zu höherer Responsequalität führen, allerdings ist auch die Ansprechdauer insgesamt begrenzt. Die optimale Dosis muss mittels individueller Dosistitration gefunden werden.
Die Ansprechrate ist geringer bei Hochrisiko MDS und RARS, hier kann die Zugabe von G-CSF erwogen werden. Vor jeder Epo-Therapie ist das mögliche Ansprechen anhand des Nordic Scores (endogener Epo-Spiegel und Transfusionsbedarf) zu ermitteln. Metaanalysen zeigen eine Gleichwertigkeit der einzelnen Substanzen und hohe Responseraten, wenn nur Patienten mit hoher Responsewahrscheinlichkeit nach Nordic Score behandelt werden. Im Zuge der Diskussion über vermindertes Gesamtüberleben unter Epo bei Tumoranämie konnte für MDS gezeigt werden, dass kein negativer Effekt vorliegt, Epo Responder möglicherweise sogar länger leben.
Rekombinantes Thrombopoietin (TPO) konnte wegen Induktion neutralisierender Antikörper nicht weiter verfolgt werden. Nunmehr wurden Zweitgeneration TPO Rezeptoragonisten und synthetische TPO Rezeptorliganden entwickelt und befinden sich in der Indikation MDS in klinischer Prüfung. Romiplostim wurde bei Niedrigrisiko MDS getestet (Phase I/II und extension study) und zeigte hohes (54% complete/Major) und dauerhaftes (46%) Ansprechen. Phase III Daten bleiben abzuwarten, insbesondere im Hinblick auf ein mögliches Transformationsrisiko. Eltrombopag zeigt in vitro einen möglichen antiproliferativen Effekt auf Zelllinien und primäre Knochenmarkskulturzellen, die klinischen Studien bei MDS (Hochrisiko und MDS assoziierte AML) werden derzeit durchgeführt. |
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