Deutsches MDS-Forum - Duisburg 2008
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Neue Einsichten in die zytogenetische Heterogenität myelodysplastischer Syndrome

Autor: Priv.-Doz. Dr. Detlef Haase, Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen
Quellenangabe: 2. Deutsches MDS-Forum - Duisburg 2008
Stand: 15.11.2008

Einer der häufigsten einleitenden Sätze in Publikationen zum Thema MDS lautet folgendermaßen oder ähnlich: "Myelodysplastische Syndrome sind eine heterogene Gruppe hämatopoetischer Stammzellerkrankungen". Diese Heterogenität hat es über viele Jahrzehnte verhindert, verbindende Prinzipien herauszuarbeiten, zu definieren und in eine einheitliche Klassifikation zu übersetzen. Die Heterogenität äußert sich in mehreren Bereichen. Im morphologischen Erscheinungsbild (die WHO-Klassifikation umfasst alleine 8 MDS-Subtypen), den klinischen Verläufen mit extrem variablen Überlebenszeiten zwischen wenigen Monaten und Jahrzehnten und den zur Verfügung stehenden Therapieoptionen, die eine Spannbreite von reiner Supportivtherapie bis hin zur allogenen Stammzelltransplantation haben. Basis der MDS-inhärenten Heterogenität ist der genetische Status der MDS-Stammzellen. Es ist davon auszugehen, dass in allen MDS-Zellen genetische Veränderungen vorliegen. Hiervon ist allerdings bisher erst ein Bruchteil bekannt. Eine sehr wichtige Manifestationsform genetischer Veränderungen sind neben molekularen Alterationen Chromosomenanomalien, die bei etwa 50% der Patienten mit MDS nachweisbar sind und prognostische, diagnostische und pathogenetische Relevanz haben. Aber auch hier zeigt sich die Vielgestaltigkeit myelodysplastischer Syndrome. In einer aktuellen Untersuchung der Deutsch-Österreichischen Arbeitsgruppe [Haase D 2007] konnten wir in einer Gruppe von 1080 Patienten mit aberrantem Karyotyp 2370 klonale Chromosomenanomalien nachweisen. Von diesen waren 59% seltene Anomalien, d.h. sie traten bei jeweils <2% der Patienten auf. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass eine Chromosomenveränderung prinzipiell isoliert, mit einer Begleitanomalie oder als Bestandteil komplexer (>2) Anomalien auftreten kann, wodurch sich die prognostische Bedeutung entscheidend verändern kann. Nur durch nationale und internationale Kooperationen wird es zunehmend möglich, die Bedeutung auch seltener Anomalien und von Anomalie-Kombinationen herauszuarbeiten. Aktuell liegen zu diesem Themenkomplex interessante neue Daten aus multizentrischen Kooperationen vor, die hier vorgestellt werden sollen und die uns dem Ziel näher kommen lassen, für möglichst jeden Patienten mit MDS eine individuelle Prognoseabschätzung und damit auch eine individualisierte genetisch basierte Therapieempfehlung abgeben zu können.

Literaturreferenz:



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