Deutsches MDS-Forum - Duisburg 2008
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Immunphänotypisierung myelodysplastischer Syndrome

Autor: Dr. Michael Heinsch, St. Johannes-Hospital, Duisburg
Quellenangabe: 2. Deutsches MDS-Forum - Duisburg 2008
Stand: 15.11.2008

Die Durchflusszytometrie von MDS erfordert, ähnlich wie die zytologische Diagnostik, ganz spezielle Kenntnisse und Erfahrung. Mit ihrer Hilfe ist es jedoch dem erfahrenen Untersucher meist möglich, die Diagnose "MDS" zu stellen. Häufig ist es auch in zytologisch nicht eindeutigen Fällen möglich, eine Abgrenzung von reaktiven Prozessen vorzunehmen. Die Korrelation durchflusszytometrisch und zytologisch erhobener Befunde ist sicher abhängig von den jeweiligen Untersuchern. Gibt es für die Zytologie noch mehr oder weniger gut definierte Kriterien für die Diagnose eines MDS, so fehlen allgemein akzeptierte Diagnose definierende Kriterien für die Durchflusszytometrie noch nahezu völlig. In der eigenen Klinik ist die Korrelation zwischen Zytologie und Immunphänotypisierung ausgezeichnet, diskrepante Diagnosen finden sich in weniger als 10% der Fälle. Mit der Durchflusszytometrie ist auch eine Überwachung des Krankheitsverlaufs möglich, wobei die Detektion eines Krankheitsprogresses durchflusszytometrisch häufig früher gelingt als mit Hilfe der Zytologie. Die ausgeprägte Heterogenität der myelodysplastischen Syndrome spiegelt sich nicht nur in der Zytomorphologie und der Zytogenetik, sondern findet sich gleichfalls in Form mannigfaltiger Veränderungen innerhalb der mittels Durchflusszytometrie zu detektierenden immunologischen Expressionsmuster wieder. Zytologisch sind die verschiedenen Spielarten der Zellveränderungen nach entsprechender zytochemischer Färbung der Präparate durch das geschulte Auge mehr oder weniger leicht zu detektieren. Die Vielfalt der auftretenden immunologischen Veränderungen, die im Einzelfall natürlich jeweils nicht vorhersagbar sind, bedingt zwangsläufig eine mehr oder weniger ausgiebige und dementsprechend auch teure Diagnostik, da ein relativ großes Antikörperpanel erforderlich ist, will man auch nur ein kleines Spektrum der bekannten Veränderungen abdecken. Häufig zu beobachtende Veränderungen sind ein verändertes Streulichtverhalten der einzelnen Zellpopulationen, eine aberrante Expression von lymphatischen Antigenen, und eine erhöhte bzw. gelegentlich auch verminderte CD34-Zellzahl, die häufig vergesellschaftet ist mit einer verminderten und seltener auch erhöhten CD45-Antigenexpressionsdichte im Vergleich zur "normalen" Population. Bei der Analyse der CD34-Subsets finden sich häufig pathologische Expressionsmuster bzw. eine deutliche Akkumulation für bestimmte auch physiologisch schon zu beobachtenden Subsets, wobei ein völliges bzw. nahezu völliges Fehlen der CD34-positiven Progenitor-B-Zellen ein weiteres sehr charakteristisches und fast regelhaft zu beobachtendes Phänomen ist. Bei der Analyse der immunologischen Ausreifung der granulozytären, monozytären und erythropoetischen Zellreihen finden sich häufig patholgische Differenzierungsmuster, die durch Techniken, die auch bei der MRD-Diagnostik von akuten Leukämien Anwendung finden, detektiert werden können. Hinsichtlich einer möglichen prognostische Bedeutung der Durchflussyztometrie bei MDS gibt es bisher nur wenig publizierte Arbeiten. Sowohl die verfügbaren Publikationen als auch die eigenen Erfahrungen lassen jedoch eine prognostische Bedeutung der Durchflusszytometrie bei MDS wahrscheinlich erscheinen. Dies muss jedoch durch prospektive Studien abgesichert werden. Zusammenfassend ist die durchflusszytometrische Diagnostik von MDS noch weit davon entfernt, eine etablierte Standard-Methode zu sein. In spezialisierten Labors ist diese Technik eine sinnvolle Erweiterung des Untersuchungsrepertoires mit hoher diagnostischer Aussagekraft und kann gerade in unsicheren Fällen zur Klärung beitragen.



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