Deutsches MDS-Forum 2010 - Wo wir stehen & wohin wir gehen
Druckversion Sitemap Suche öffnen

Perspektiven

MDS-Diagnostik und Behandlung in der Realität

Abstract | Vortrag
Autor: Prof. Dr. med. Norbert Gattermann, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
Quellenangabe: Deutsches MDS-Forum 2010, Göttingen
Stand: 20.09.2010

Einleitung: Ziel dieser Analyse war es, Daten zum klinischen Management von MDS-Patienten, die innerhalb des 3. und 4. Quartals 2009 in Deutschland behandelt wurden, zu erheben und auszuwerten.

Methode: 269 Patienten aus 57 Institutionen wurden in dieser retrospektiven, nicht-interventionellen Analyse berücksichtigt; 41% der Patienten wurden in niedergelassenen Arztpraxen, 59% in Kliniken behandelt.

Ergebnisse: Das mediane Alter bei Diagnosestellung betrug 70 Jahre. 78% der Patienten hatten einen Karnofsky-Index >/= 80%. Die üblichen Symptome bei Erstdiagnose des MDS waren Anämie (79%), Fatigue (38%), verminderte Leistungsfähigkeit (36%), Schwäche (33%), Thrombozytopenie (32%) und Neutropenie (25%). Die Häufigkeit von Infektionen, Fieber und Blutungen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose lag jeweils unter 10%. Asymptomatisch waren 9% der Patienten. Die Verteilung der Patienten gemäß FAB-Klassifikation zum Zeitpunkt der Erstdiagnose sah folgendermaßen aus: 32% RA, 16% RARS, 20% RAEB, 4% RAEB-T und 7% CMML; für 21% der Patienten lagen hierzu keine verlässlichen Daten vor. Nach WHO-Klassifikation (2008) wurden die Patienten zu 17% als RCUD, zu 12% als RARS, zu 23% als RCMD, zu 13% als RAEB-I, zu 15% als RAEB-II, zu 1% als MDS-U und zu 5% als MDS mit del(5q)-Aberration diagnostiziert; 14% der Patienten waren nicht klassifizierbar. Zytogenetische Untersuchungen wurden bei 67% aller Patienten durchgeführt. Der Anteil lag bei älteren Patienten (>75 J.) deutlich niedriger als bei jüngeren Patienten. Eine zytogenetische Untersuchung wurde außerdem öfter in universitären Einrichtungen (83%) durchgeführt als in nicht-universitären Kliniken (63%) oder hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen (58%). Dementsprechend wurde der IPSS-Prognosescore öfter in Universitätskliniken (75%) als in nicht-universitären Einrichtungen (61%) oder Praxen (48%) bestimmt. Insgesamt wurde der IPSS-Score nur bei 61% der MDS-Patienten zum Zeitpunkt der Erstdiagnose ermittelt, und zwar eher bei transfundierten Patienten (hier in 80%) als bei Patienten ohne Transfusionsbedürftigkeit (hier in 36%).

Schlussfolgerung: Die klassifikatorische und prognostische Verteilung der Patienten stimmt gut mit Daten des Düsseldorfer MDS-Registers überein. Es fiel auf, das bei einem relativ hohen Anteil vor allem der älteren Patienten keine vollständige Diagnostik inklusive Zytogenetik/IPSS vorlag, obwohl dies eigentlich Voraussetzung für gezielte Therapiemaßnahmen bei definierten Patientengruppen ist.



top