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Perspektiven

Therapie-induzierte MDS - unterschätztes Problem?

Abstract | (Vortrag nicht zur Publikation freigegeben)
Autor: Dr. med. Andrea Kündgen, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
Quellenangabe: Deutsches MDS-Forum 2010, Göttingen
Stand: 20.09.2010

In der aktuellen WHO-Klassifikation werden Therapie-assoziierte MDS (t-MDS) und AML (t-AML) nicht unterschieden, sondern in einer Gruppe zusammengeführt, unabhängig von Dysplasiezeichen, Blastenanteil oder Karyotyp. Dieses Vorgehen haben wir anhand von 484

Patienten mit t-MDS oder t-AML der Deutsch-Österreichischen MDS- und AML-Studiengruppen überprüft.

205 Patienten waren männlich, 279 weiblich. Das mediane Alter betrug 59 Jahre. Ein MDS mit <20% Blasten lag bei der Hälfte der Patienten vor. 49% der Patienten hatten zuvor eine Chemotherapie erhalten, 18% eine Radiotherapie, 3% Radioiod und 33% eine kombinierte Radio-/Chemotherapie.

Bei 74% der Patienten lag uns eine zytogenetische Analyse vor. Von diesen wiesen 7% einen günstigen, 36% einen normalen, 25% einen intermediären und 32% einen ungünstigen Karyotyp auf.

Das mediane Überleben der Gesamtgruppe betrug 13 Monate. Wichtige prognostische Parameter wie Blastenanteil, Alter, Zellzahlen, sowie WHO- Klassifikation und IPSS, spielten für das Überleben von t-MDS/AML Patienten in der Gesamtgruppe keine Rolle. Im Gegensatz dazu hatte der Karyotyp einen signifikanten Einfluss auf das Überleben. Für Niedrigrisiko Patienten war der Median des Überlebens nicht erreicht, für Patienten mit normalem Karyotyp lag das mediane Überleben bei 26 Monaten, im Vergleich zu 12 Monaten in der Intermediären- und 7 Monaten in der Hochrisikogruppe.

Anschließend haben wir das Überleben von Patienten mit unbehandeltem t-MDS (n=133) verglichen mit 2405 Patienten mit primärem MDS (p-MDS). Der Unterschied war mit 26 versus 13 Monaten signifikant. Interessanterweise ließ sich dieser Unterschied nicht finden in einer Sub-Gruppenanalyse von Patienten mit Hochrisiko- oder Intermediär-/Niedrigrisiko Karyotyp. Der Unterschied in der Überlebenszeit zwischen t- und p-MDS Patienten war scheinbar allein auf eine höhere Frequenz von Hochrisiko Karyotypen zurückzuführen (19 vs. 37%). Dieser Unterschied zu früheren Arbeiten mag daran liegen, dass wir unbehandelte Patienten miteinander verglichen haben. Im Falle einer intensiven Chemotherapie mag sich auch die Vortherapie ungünstig vor allem auf die Verträglichkeit auswirken.

In erster Linie konnte unsere Arbeit zeigen, dass die Prognose nicht bei allen Patienten mit t-MDS gleichermaßen ungünstig ist und insbesondere die zytogenetische Analyse große prognostische Bedeutung hat.



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