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Therapie bei Niedrigrisiko-MDS

Immunsystem - wann, womit unterdrücken?

Abstract | (Vortrag nicht zur Publikation freigegeben)
Autor: Dr. Dr. med. Michael Stadler, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
Quellenangabe: Deutsches MDS-Forum 2010, Göttingen
Stand: 20.09.2010

Mehr als zwei Drittel der Myelodysplastischen Syndrome sind sog. "frühe" MDS ("Niedrig-" und "Intermediär-1-Risiko" gemäß dem Internationalen Prognosescore-System, IPSS); dennoch konnten bisher nur für eine Minderheit davon spezifische Therapieansätze über Supportivmaßnahmen hinaus etabliert werden, wie EPO/G-CSF bei niedrigem endogenem Erythropoietin-Spiegel, oder Lenalidomid bei Deletion 5q31.

Immunsuppressive Therapie ist eine gut fundierte Alternative für Patienten mit frühen MDS, die auf langfristige Verbesserung der Blutbildung durch Inhibition pro-apoptotischer Zytokine und Aufhebung der immunvermittelten Knochenmark-Suppression zielt, analog zur Aplastischen Anämie. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden weltweit mehr als 500 MDS-Patienten in retrospektiven Serien sowie prospektiven Phase II und III Studien immunsuppressiv behandelt, mit Ansprechraten von 30 bis 40% und konsekutiver, z.T. mehrjähriger Transfusionsfreiheit. Eine randomisierte Phase III Studie der Schweizerischen und Deutschen MDS Studiengruppen (2004–2008) belegte das signifikant bessere Ansprechen auf Antithymozyten-Globulin (ATG; für 5 Tage) plus Cyclosporin A (CsA; für 6 Monate), verglichen mit Supportivtherapie allein. Matched pair- und Kohortenstudien zeigten einen Überlebensvorteil für ATG/CsA-Responder. Vergleichbare Resultate wurden 2009 in zwei Pilotstudien mit Alemtuzumab ± CsA berichtet; dagegen blieben Studien mit TNF-Immunsuppressiva (Etanercept, Infliximab) erfolglos.

Obwohl durch solche kurzdauernden immunsuppressiven Therapien langfristiges hämatologisches Ansprechen erzielt werden kann, profitiert weniger als die Hälfte unselektierter Patienten mit frühem MDS von diesen nicht nebenwirkungsfreien Medikamenten. Deshalb ist es entscheidend, prognostische Faktoren für ein Ansprechen auf immunsuppressive Therapie herauszuarbeiten. In den bisherigen retrospektiven Studien waren dies: Alter unter 60 Jahren, Präsenz des HLA-DRB1*15 Allels, frühes MDS bzw. kurzdauernde Transfusionsabhängigkeit, sowie möglicherweise hypozelluläres Knochenmark, Thrombozytopenie, Trisomie 8, und MDS mit PNH-Klon.

Wir propagieren eine offene Phase III-Studie zum direkten Vergleich zwischen den gegenwärtig besten immunsuppressiven Ansätzen bei frühem MDS (ATG/CsA versus Alemtuzumab/CsA), mit gleichzeitiger prospektiver Evaluation der bisher identifizierten prognostischen Faktoren für ein Ansprechen auf immunsuppressive Therapie bei frühem MDS.



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