Deutsches MDS-Forum 2010 - Wo wir stehen & wohin wir gehen
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Grundlagen und Updates

Molekulargenetik - schon relevant?

Abstract | Vortrag
Autor: Dr. med. Florian Nolte, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim
Quellenangabe: Deutsches MDS-Forum 2010, Göttingen
Stand: 20.09.2010

Aufgrund häufig nur subtiler Veränderungen ist die zytomorphologische Diagnose der MDS oft schwierig. Der Nachweis molekulargenetischer Aberrationen hilft dann bei der klaren Abgrenzung zum Beispiel zu reaktiven Veränderungen. Bei ca. 50% der MDS-Patienten lassen sich zytogenetische Veränderungen nachweisen, während balancierte Translokationen im Gegensatz zur AML selten sind.

Unter anderem durch den Einsatz von Hochdurchsatz-Verfahren wie den SNP-Arrays oder des Next-Generation-Sequencing wurden und werden zunehmend Genmutationen bei MDS gefunden. Dabei konnte TET2 als das am häufigsten mutierte Gen bei MDS identifiziert werden. In bis zu 30% der MDS-Patienten lässt sich die Mutation nachweisen. Trotz der hohen Prävalenz ist diese Veränderung nicht spezifisch für MDS: TET2-Mutationen finden sich u.a. bei den myeloproliferativen Neoplasien (MPN) (ca. 10%), der chronischen myelomonozytären Leukämie (CMML) (bis 40%) oder der AML (ca. 10%). Während für MDS (nach WHO) TET2-Mutationen mit einer günstigen Prognose assoziiert werden konnten,

sind die Daten bei der CMML widersprüchlich.

Mutationen anderer Gene wie ASXL1 und RUNX1 finden sich vor allem bei fortgeschrittenen MDS-Formen und lassen sich dann in bis zu 47% bzw. 15% der Fälle nachweisen, wobei auch diese Mutationen bei anderen myeloischen Neoplasien vorkommen (z.B. CMML bis 43%, AML bis 18%).

Zu den Mutationen, die häufiger bei Erkrankungen mit einem chronisch proliferativen Phänotyp als bei MDS auftreten, zählen v.a. JAK2-Muationen (Polycythämia vera: 95%; Osteomyelofibrose und essentielle Thrombozythämie: 50-60%; RARS-T: 40%), aber auch Mutationen von CBL und MPL.

Mutationen des p53-Gens treten bei ca. 10-15% der Patienten mit MDS auf. Kürzlich präsentierte Daten konnten darüber hinaus zeigen, dass Patienten mit Deletion (5q), die zusätzlich eine p53-Mutation aufwiesen, signifikant früher einen Progress der Erkrankung erlebten, als die Patienten ohne eine solche Koaberration. In wie fern p53-Mutationen das Ansprechen auf eine Therapie mit Lenalidomid beeinflussen, sollen zukünftige Untersuchungen klären.

Vor dem Hintergrund, dass keine der bisher identifizierten molekulargenetischen Veränderungen spezifisch für MDS sind, ist eine sichere Einordnung dieser Veränderungen nur in Zusammenschau u.a. mit den klinischen und zytomorphologischen Befunden möglich, stellen aber gerade bei unklaren Fällen sinnvolle "diagnostische Bausteine" dar.



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