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Grundlagen und Updates

Blastenschwellen - wie bedeutsam sind die noch?

Abstract | (Vortrag nicht zur Publikation freigegeben)
Autor: Prof. Dr. Dr. Torsten Haferlach, MLL Münchner Leukämielabor GmbH, München
Quellenangabe: Deutsches MDS-Forum 2010, Göttingen
Stand: 20.09.2010

Die morphologische Diagnostik von MDS und AML steht am Anfang jeder Knochenmarks- und peripheren Blutbeurteilung. Kriterien zur Definition von Blasten und zur Dysplasie in den drei Reihen sind seit Jahrzehnten definiert und weitestgehend unverändert anwendbar. Es ist darüber hinaus auch zu bedenken, dass die Grenzwerte zur Dysplasie bei MDS-Patienten (>10%) und bei AML-Patienten (>50%) unterschiedlich definiert sind. Die Reproduzierbarkeiten innerhalb eines Untersuchers und zwischen verschiedenen Untersuchern bezüglich der Blastenprozente und bezüglich der Dysplasiebeurteilung sind jedoch weit entfernt von 100%. Eine große Erfahrung in der Zytomorphologie ist sicher von Vorteil, jedoch im klinischen Alltag zunehmend nicht mehr erlernbar.

Unter diesen Voraussetzungen stellen sich immer wieder Fragen nach der Bedeutsamkeit der Blastenbeurteilung bzw. -zählung und der Dysplasieeinordnung. Die WHO Klassifikation von 2001 hatte den Grenzwert der Blasten zwischen MDS und AML auf 20% abgesenkt. Auch dieses ist in einigen Kreisen nicht unumstritten. Sicher ist ein niedriger Blastenanteil beim MDS mit einer günstigeren Prognose verbunden, speziell auch beim 5q- Syndrom, ein Anstieg der Blasten bzw. ein von vornherein höherer Blastenanteil, z.B. bei einer RAEB-2, geht mit einer früheren Transformation zur AML und letztlich kürzerem Überleben einher. Aufgrund der heute jedoch darüber hinaus zur Verfügung stehenden umfassenden zytogenetischen und zunehmend auch molekulargenetischen Daten bei MDS und AML (z.B. mit Blasten zwischen 20% und 30%), stellt sich tatsächlich die Frage, inwieweit Blastenschwellen noch bedeutsam sind. Neuere Daten weisen darauf hin, dass für die Beschreibung des Krankheitsverlaufes und letztlich das Gesamtüberleben eher die biologischen Charakteristika wie Zytogenetik und Molekulargenetik verantwortlich sind, als der im Knochenmark gezählte Blastenanteil. Dieses gilt speziell für MDS-Patienten im Stadium RAEB-2 verglichen mit AML-Patienten mit einem Blastenanteil zwischen 20% und 30%. Erste wichtige Schritte "weg vom Blastenanteil" in der Klassifikation der AML sind schon bei den "AML mit rekurrenten zytogenetischen Aberrationen" (t(8;21), t(15;17), inv(16)) gemacht worden, bei denen die Diagnose AML unabhängig vom tatsächlich im Knochenmark festgestellten Blastenanteil zu stellen ist. Der Vortrag wird diese verschiedenen Aspekte im Detail diskutieren.



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