Deutsches MDS-Forum - Duisburg 2008
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Behandlung der Patienten mit Niedrig-Risiko-MDS: Ein Überblick

Autor: Dr. Corinna Strupp, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
Quellenangabe: 2. Deutsches MDS-Forum - Duisburg 2008
Stand: 15.11.2008

Patienten mit Niedrig-Risiko-MDS (IPSS low-risk und intermediate-1-risk) stellen eine therapeutische Herausforderung dar. Detaillierte Diagnostik und Risikostratifikation sind erforderlich, um die mittlerweile verfügbaren Behandlungsoptionen rational im Sinne einer individuell risikoadaptierten Therapie einsetzen zu können. In den 80er Jahren konnten die Patienten meist nur supportiv behandelt werden. Vereinzelt wurden bei Patienten mit intermediärem Risiko eine Verbesserung der Panzytopenie durch Behandlung mit low-dose Ara-C oder Danazol erreicht. Ende der 80er-Jahre kam durch hämatopoietische Wachstumsfaktoren, speziell das Erythropoietin, erstmals eine Behandlung zum Einsatz, die für viele Patienten mit Niedrig-Risiko-MDS eine spürbare klinische Besserung erzielte und sich deshalb zu einer Standardtherapie entwickelte. Eine immunsuppressive Therapie mit ALG und CSA, später ATG und CSA, ergab zunächst sehr variable Ansprechraten (0-50%), die mittlerweile jedoch bei 30-40% liegen. Aufgrund gewisser prädiktiver Parameter scheint heute eine Selektion geeigneter Niedrig-Risiko-Patienten für diese Behandlung möglich. Der Einsatz des Thalidomids Ende der 90er-Jahre war zwar mit Ansprechraten von bis zu 30% verbunden, bei längerfristiger Behandlung betrug jedoch die Abbruchquote wegen Nebenwirkungen etwa 70%. Die Weiterentwicklung der IMiDs war jedoch insofern erfolgreich, als sich durch Lenalidomid vor allem für Patienten mit einer 5q- Anomalie eine sinnvolle Therapieoption ergab. Diese Patienten waren bis dato praktisch nur supportiv behandelt worden. Eine weitere effektive, jedoch nicht zugelassene Option stellt Valproinsäure dar, ein Histondeacetylaseinhibitor, der als Monotherapie eine Ansprechrate von 40% bei low-risk und int1-risk-Patienten erzielen kann. Arsentrioxid erzielte keine überzeugenden Ansprechraten als Monotherapie und wird aktuell hauptsächlich als Kombinationstherapie in klinischen Studien für Patienten mit Hoch-Risiko-MDS geprüft wird. Farnesyltransferaseinhibitoren (Tipifarnib und Lonafarnib) zeigten in Phase-II-Studien ermutigende Ergebnisse bei Hochrisiko-MDSPatienten, der Einsatz von Lonafarnib wird aktuell auch bei Niedrig-Risiko-Patienten geprüft, die transfusionsbedürftig für Thrombozyten sind. Die supportive Therapie wird durch o.g. Therapien nicht abgelöst, sondern sinnvoll ergänzt. Eine Verbesserung der rein supportiven Therapie wurde 2006 durch die Zulassung des oralen Eisenchelators Deferasirox erzielt. Außerdem könnte sich durch die neuen Thrombopoietin-Rezeptoragonisten (Eltrombopag, Romiplostim) eine interessante Option für MDS-Patienten mit Thrombozytopenie ergeben. Die ersten Studienergebnisse mit relativ kleinen Fallzahlen sind vielversprechend. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das verbesserte Verständnis der komplexen MDS-Pathophysiologie zur Entwicklung neuer Therapien beigetragen hat, die teilweise schon zugelassen sind und so eine individualisierte Behandlung ermöglichen.



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